Denkt man an Venedig, denkt man an die spektakuläre Reihenfolge von prachtvollen Palazzi am Canal Grande. Was verbirgt sich hinter dieser oft reich dekorierten Marmorfassaden? Es gibt einige Möglichkeiten da durch hinein zu dringen.
Ca‘ Rezzonico
Palazzo Bon Rezzonico ist ein prachtvolles Beispiel von einem venezianischen barocken Palast, der im 18. Jahrhundert von einer schwerreichen neuadligen Familie aus der Lombardei, eben den Rezzonicos, beendet und u.a. von Tiepolo grandios freskiert wurde.
Großartige Möbelstücke aus Holz von Brustolon angefertigt, ein bunter Murano Glasleuchter von Briati, edles venezianisches Porzellan von Vezzi und Cozzi (hier mehr lesen) evozieren und rufen heute sehr gut den Geist der damaligen Zeit hervor, in welcher La Serenissima kurz vor dem politischen Ende bis zum letzten Augenblick Spaß am Leben haben wollte. Es war die Zeit der Cafès, der Theateraufführungen von Carlo Goldoni, der Glücksspiele im Ridotto Casino und Casanova und des in ganz Europa berühmten und verlockenden Karnevals
Palazzo Querini Stampalia
Auch dieser Palast bietet, obwohl nicht am Canal Grande, einen weiteren exzellenten Überblick in das Leben einer venezianischen Adelsfamilie, wo alle Gegenstände einen hohen Grad an Authentizität haben, von dem Sevres Porzellan Service bis zu den Musikinstrumenten, da sie alle von Anfang im Besitz dieser Familie waren. Der letzte Querini Stampalia stiftete seinen Palazzo und sein ganzes Vermögen der Stadt zur Bedingung, daß eine Bibliothek noch auf der ersten Etage eröffnet werden und täglich offen bleiben sollte. Auch sehenswert das Erdgeschoß, der Garten und das Treppenhaus, Ergebnis von einem magistralen Eingriff von Carlo Scarpa.
Palazzo Mocenigo bei San Stae
Palazzo Mocenigo bei San Stae bietet weitere präzise Einblicke und Perspektiven auf die venezianische Adelsgesellschaft des 18. Jahrhunderts, eine Gesellschaft, die trotz allem im Rampenlicht sein wollte, besonders in der Kleidung und in der Mode.
Echte Andrienne Kleider voller Tüll und Spitze, fein geschnittene Herren Anzüge und Zubehör aus der Zeit füllen wie ein tableau vivant die Räume, die bis vor 70 Jahren bewohnt waren. Die Düfte vom Merchant of Venice berauschen die Säle und das wiederaufgebaute Atelier von einem venezianischen Parfumeur und die herrlichen ausgestellten Flakons und Fläschchen erzählen einen weiteren wichtigen Teil der Geschichte des Duftes in diesem Jahrhundert.
Palazzo Fortuny
Der eklektische und talentierte spanische Künstler Mariano Fortuny mietete zu Beginn nur eine Etage vom Palazzo Pesaro, um dort in der langen Portego Halle seine Stoffe auszubreiten und drucken zu können. Im Laufe der Jahre übernahm er den gotischen Bau, der zu seinem renommierten Atelier für den Adel Europas Beginn des 20. Jahrhunderts wurde und der von Pier Luigi Pizzi szenografisch und theatralisch neu eingerichtet wurde. Kostbare maurisch wirkende Stoffe, Bilder – Kopien von Meisterwerken von Titian, Tintoretto, Veronese, Delphos Kleider führen über die herrlichen Lampenschirme in die eigenartige Welt dieses großartigen Künstlers zurück.
Palazzo Grimani
Der höchstgebildete und raffinierte Kunstsammler Patriarch von Aquilea Giovanni Grimani ist der Deus Ex Machina bei der Vollendung seinem Familienpalast bei Campo Santa Maria Formosa in der heutigen Form, wo er im dem Tribuna Saal die schönsten Statuen seiner Sammlung ausstellte. Er ließ sich von dem alten römischen Domus inspirieren und beauftrage Maler wie Francesco Salviati und Camillo Mantovani seine Residenz mit für Venedig ungewöhnlichen mythologischen Themen zu bemalen.
Schon zu Lebzeiten galt diese private Residenz als Museum, ganz anders als die restlichen nach dem venezianisch ausgestatteten Palästen.
WUNDERKAMMER A CABINET OF WONDERS
Ab heute dem 15. Dezember 2024 bis zum 11. Mai 2025 läuft im Grimani Palast die Ausstellung A Cabinet of Wonders. Una celebrazione di arte e natura. The George Loudon Collection
Wunderkammer stellten eine unendliche Fülle aus unterschiedlichen Epochen, Materialien, Farben dar. Sie waren schon im 15. Jahrhundert üblich und blieben es bis zur Aufklärung, wo das wissenschaftliche Interesse diese Kabinette förderte. Sie waren die Vorläufer der heutigen Museen.
Mirabilia sollten Erregen, Wunder im gebildeten Betrachter erwecken. Diese Kuriositätskabinette bestanden aus Regalen voller Naturalia (Korallen, Perlen, Bergkristallen, Nautiluspokale, Narwalzähne, Elfenbeinschnitzereien), Arteficialia (Raritäten aus Korallen oder Perlen) mit präparierten Tieren.
Im ersten Teil der Ausstellung wird eine Wunderkammer der Renaissance, phantasievoll zusammengestellt eingerichtet. Im zweiten Teil die Sammlung von Herrn George Loudon, die aus hauptsächlich aus dem 19. Jahrhundert 300 Gegenständen zum Thema von wissenschaftlichen Objekten zum Unterrichten besteht.
Schritt nach Schritt wird man in eine andere Welt zurückgesetzt, man staunt Raum nach Raum, man muß ein zweites Mal zurückgehen, um wieder ein neues Detail zu entdecken.
In dieser Panoptika einige Exponate, die mir ins Auge gefallen sind
Eine herrliche Schale aus Achat (Varietät von Quarz) mit Perlen auf dem Trunk.
Schale von Dionysio Miseroni, einer mailändischen Familie von Edelsteingraveuren, Hälfte des 17. Jahrhunderts, aus apfelgrünen Chrysopras (eine Varietät der Chalcedon, beliebt unter den Graveuren, aber sehr empfindlich) und vergoldetem Silber.
Leuchter aus Korallen, die zum einem Leuchter im 16. Jahrhundert auf ungewöhnlicher Weise mit vergoldetem Silber und Glasperlen mit einem gotischen Sockel überarbeitet wurde. Normalerweise ist dieses Prachtstück in der Rochusbruderschaft ausgestellt.
Nautiluspokal, aus Nürnberg 1600 mit vergoldetem Silber.
Schale aus Jaspis, einer Varietät aus Quarz, ebenfalls aus Nürnberg 1600 mit vergoldetem Silber.
Ein Dromedar mit Jockey Uhr aus Augsburg aus dem späten XVI. Jahrhundert, aus vergoldeter Bronze, Silber, vergoldetem Silber, Sockel aus Ebenholz.
Gerne führe ich Sie durch einen dieser faszinierenden Paläste.
Fiona Giusto