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Zu einem Highlight der Besichtigung in der Gemälde Galerie der Accademia gehört ohne Zweifel die Begegnung mit dem berühmten Bild Das GewitterLa Tempesta von Giorgio da Castelfranco, Giorgione genannt.

Das Gewitter von Giorgione

Das Gewitter von Giorgione

Es handelt sich um ein Epoche machendes, epochales Werk der Früh-Renaissance-Malerei Venedigs.

DAS BILD DAS GEWITTER

Zwei Personen, eine stillende sitzende Frau unten rechts und ein aufrecht stehender Mann mit einem Staab unten links sind in einer grünen Landschaft eingebettet. Hinter ihnen ein kleines Gebäude mit Bögen, eine Ruine mit doppelten abgebrochenen Säulen, eine stegähnliche Brücke ohne Geländer, verschiedene Bauten mit einem Kranich auf einem Dach, das Ganze von einer grünen Landschaft umgeben.

Ein Blitz durchzieht plötzlich die Landschaft und ein heraufziehendes Gewitter droht in der Luft.

Detail aus dem Gewitter, Blitz zwischen den Wolken

Detail aus dem Gewitter, Blitz zwischen den Wolken

DAS THEMA DES BILDES

Steht man vor dem rätselhaften Bild, starrt man von einem Detail zum anderen. Warum schaut die stillende Mutter angespannt und fast ängstlich zu uns? Was für eine Bedeutung hat der Mann, der einfach links mit einem Stab steht und in Gedanken versunken zu sein scheint? Worum geht es überhaupt in diesem Bild?

Detail aus dem Gewitter, angespannte stillende Mutter

Detail aus dem Gewitter, angespannte stillende Mutter

Detail aus dem Gewitter, stehender Mann mit Staab

Detail aus dem Gewitter, stehender Mann mit Staab

Die Interpretationen sind kontrovers.

Einerseits versuchte man, ikonographisch die Figuren zu identifizieren. Die Dame stehe für Caritas, der Mann für Kraft und der Blitz für Glück oder es seien Adam und Eva oder Jupiter und Io oder Moses, der vom Wasser gerettet wird oder Silvio, der zweite Sohn von Aeneas und seine Mutter, die ihn in einem Wald zur Welt brachte.

Andererseits versuchte man weniger, die Figuren auf literarische unbekannte Quellen zurückzuleiten, sondern mehr sich mit der Landschaft auseinanderzusetzen. Cranach, Dürer, Altdorfer haben ähnliche Bilder gemalt, mit Figuren im Vordergrund von einer ähnlichen Landschaft umgeben.

Röntgenstrahlen in den 30ger Jahren ergaben, Giorgione hatte zu Beginn eine weitere Frau anstelle des Mannes gemalt. Damit kamen viele Interpretationen ins Schwanken.

Unvorstellbar ist, dass ein Bild in der Renaissance weder narrative Zwecke hatte noch einen Sinn zu erschließen war.

Laut einer weiteren Interpretation hätte Gabriele Vendramin, ein gebildeter, gelehrter und geistig kultivierter Kaufmann, der Auftraggeber sein können. Zu seiner Zeit rätselten die venezianischen elitären Kreise über den bukolischen Ursprung der Menschheit; stark war die Sehnsucht nach einem vergangenen glücklichen Leben. Wald, Fluss, Brücke und Ruine waren alle Elemente dieser bukolischen Tradition.

Detail aus dem Gewitter, eine Ruine

Detail aus dem Gewitter, eine Ruine

REVOUTIONÄR WARUM?

Revolutionär war im Gewitter die neue, noch nie in der venezianischen Malerei verwendete Ikonografie. Das Sujet ist ein Unikum in der Malerei der damaligen Zeit geblieben. Rätselhaft ist das Bild heute noch geblieben, 500 Jahre später.

Revolutionär waren auch die neuen technischen Mittel, die zum ersten Mal eingesetzt wurden, wie die Verwendung der Leinwand anstelle der Holztafel und die Einführung von Ölfarben anstelle der Temperafarben und vor allem das Verzichten auf die Skizze, auf die Zeichnung, disegno.

Die Umrisse treten zurück zugunsten der Verschmelzung der Farben, die nicht mehr blockhaft entgegengesetzt werden, sondern reibungslos von einer Schattierung in die andere hineinfließen.

GIORGIONES LEBEN

Wenig ist über Giorgiones Leben bekannt. Um 1473 in Castelfranco geboren, arbeitete er in Venedig mit dem jungen Tizian zwischen 1505 und 1508 an der Fassade der deutschen Handelsniederlassung. Sicher ist also, er hat die deutsche Handelsniederlassung freskiert.

Er malte weder für die Kirche noch den Staat, sondern nur für einen Kreis von Eingeweihten, von gebildeten Humanisten, und die Deutungsversuche sind bei seinen dutzend Werken sehr ungewiss.

Das Gewitter (82 x 73) ist weder signiert noch datiert.

Er starb an der Pest 1510.

In seinem Geburtshaus in Castelfranco malte er eine Schriftrolle mit der Inschrift UMBRE TRANSITUS EST TEMPUS NOSTRUM (unser Leben ist das Vorbeiziehen einer Wolke).

Schriftrolle in Giorgiones Geburtshaus

Schriftrolle in Giorgiones Geburtshaus

BESITZER

Marcantonio Michiel, der jahrzehntelang Tagebücher führte, erwähnte das Bild zum ersten Mal, er habe es 1530 im Haus von Gabriele Vendramin gesehen.

Das Bild ging dann weiter an Cristoforo Orsetti, in die Sammlung Manfrin, Giovanelli und wurde letztendlich vom italienischen Staat gekauft, als eine Ausfuhr ins Ausland drohte.

Das Gewitter ist seit 500 Jahren in Venedig, hat Venedig nie verlassen!

Lassen Sie sich von diesem Bild faszinieren.

Fiona Giusto

www.venicetours.it

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