Ein paar Tage vor dem Ausbruch des Coronavirus habe ich ein Buch Vecchie immagini di Venezia von Lino Moretti wiederentdeckt und durchgeblättert. Er hatte 1966 einige schwarz-weiße Photos von Venedig vom Correr Archiv, Biennale Archiv und Photo O. Böhm ausgewählt.
Ich habe einen kleinen Spaziergang durch das Stadtviertel von Castello geplant um zu versuchen, einige dieser stimmungsvollen Photos an derselben Stelle wiederzufinden.
Wir fangen an der Riva degli Schiavoni an, vor dem 5-Sterne-Luxus Hotel Danieli. Der gotische Palazzo Dandolo wurde ab 1822 zu einem Hotel umgewandelt.
Das Photo, wohl aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, zeigt noch ein Lebensmittelgeschäft im Erdgeschoss links.
Dann gehen wir über eine Brücke und durch eine Unterführung Sotoportego weiter und erreichen den ruhigen Platz Campo San Zaccaria.
An der gotischen Renaissance Fassade der gleichnamigen Kirche und an den Bauten des ehemaligen Benediktiner Klosters rechts hat sich nichts verändert.
In der Mitte steht jedoch noch nicht der heutige Brunnenkranz (der 1932 noch im Innenhofes des Gefängnisses photographiert wurde), sondern ein kleines rundes Beet mit Pflanzen.
Dann gehen wir weiter dem Ufer Fondamenta dell’Osmarin entlang, über die Brücke der Griechen, Ponte dei Greci, und am Ende der kleinen verwinkelten Gässchen gewinnen wir eine Aussicht auf die Renaissance Fassade der Bruderschaft San Giorgio degli Schiavoni.
Diese und das Gebäude rechts sind praktisch identisch geblieben; die erste zum Glück vor kurzem von Save Venice Inc. restauriert.
Aber die heutige Brücke Ponte de La Commenda fehlt !!!
Dann weiter zu einem der wichtigsten Plätze Venedigs, Campo SS. Giovanni e Paolo.
Die Renaissance Fassade der ehemaligen Markusbruderschaft und das Haus links der Brücke sind heute von den Etagen und Fensteröffnungen her identisch.
Auch die Sicht vom Ende des Platzes zum Reiterstandbild des aus Bergamo stammenden Söldners Bartolomeo Colleoni mit dem hübschen Brunnen stimmt mit dem heutigen Platz überein.
Der Brunnenkranz wurde 1824 vom Innenhof des Palazzo Corner hierher gebracht.
Man erkennt auf dem Photo auch einen Mann, der Getränke auf der Straße verkauft und links davon einen Mann conzacareghe, der Stühle repariert.
Von hier aus gehen wir Richtung Campo Santa Maria Formosa und zur Bücke Ponte del Paradiso.
Die Gasse Calle del Paradiso war bis 1880 durch eine Brücke aus Stein zu erreichen. Sie wurde dann durch eine aus Eisen ersetzt und aus dieser Zeit muß das Photo stammen.
Links auf der ersten Etage war eine Schneiderei Sartoria; die Bauten und Fenster sind identisch geblieben.
Von dort aus überqueren wir den Campo Santa Marina und erreichen das angebliche Geburtshaus von Marco Polo.
Die Bauten, Fensteröffnungen und Eingänge auf der westlichen Seite des Innenhofes Corte del Milion sahen um 1890 fast wie heute aus.
Auf der letzten Etage links war noch ein schönes Geländer aus Eisen, jetzt durch ein ganz schlichtes ersetzt.
Die andere Ecke des Innenhofes wurde jedoch im 20. Jahrhundert stark verändert. An der Ecke ist nun ein Laden mit großen Fenstern, seit ein paar Jahren zu einer Bar umgewandelt, aber die Bögen, die zum Theater Malibran führen, waren noch rechteckig.
Wir sind fast am Ziel.
Carlo Goldoni, unser Komödiendichter wartet auf uns auf dem Campo San Bortolo.
Der Platz wurde 1858 erweitert und 1883 kam die bronzene Statue Carlo Goldonis hinzu.
Die Apotheke Morelli rechts existiert heute noch!
Und wie es auf den Kreuzworträtseln heißt, die berühmteste Brücke Venedigs links…
die Rialto Brücke…
Wir verabschieden uns mit einem Zitat von Goldonis La Pamela:
“certo; il mondo è un bel libro, ma poco serve a chi non lo sa leggere”
‚Gewiß; die Welt ist ein schönes Buch, aber nützt nicht dem, der nicht lesen kann‘.
Fiona Giusto
www.venicetours.it