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LA PIETA UND I VIRTUOSI ITALIANI

Das Frühlingskonzert von I Virtuosi Italiani fand am 5. Mai 2017 in der Pietà Kirche in Venedig statt.

Konzert am 5. Mai 2017 in der Pietà Kirche

Konzert am 5. Mai 2017 in der Pietà Kirche

Laetatus Sum wurde in moderner Zeit bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal aufgeführt. Ein Kopist in Dresden hatte damals die Partitur Baldassare Galuppi und nicht Vivaldi zugeschrieben und so blieb bis vor ein paar Jahren unbezweifelt Galuppi als Komponist dieses Stückes.

Baldassare Galuppi, Statue aus Bronze von Remigio Barbaro, auf dem Hauptplatz von Burano

Baldassare Galuppi, Statue aus Bronze von Remigio Barbaro, auf dem Hauptplatz von Burano

Als das Konzert in der Kirche anfing, gingen zwei Gedanken durch meinen Kopf.

Die Musik: Der rote Priester Vivaldi, der eine solche heitere und lebensfreudige Musik geschrieben hatte, mußte ein Mann voller Lebenslust und Vitalität gewesen sein, obwohl er einer Nottaufe unterzogen wurde. In einem Brief schrieb er später, er litt immer an ‚strettezza di petto‘, also an ein enges Gefühl in der Brust (Asthma?).

Die Gitter der Choremporen: Die armen Waisenmädchen hatten jahrelang dort für ein internationales Publikum hinter den Gittern gesungen. Obwohl das Mädchenchor hohes Ansehen genoß, gerieten sie leider nie ins Rampenlicht.

ANTONIO LUCIO VIVALDI

Die Biographie von Vivaldi ist bekannt. Am Tag eines erschütternden Erdbebens geboren, war er Sohn eines Barbiers, der auch beruflich Violinist war, während seine Mutter die Tochter eines Schneiders war.

Antonio Vivaldi und die Kirche seiner Nottaufe

Antonio Vivaldi und die Tafel seiner Nottaufe in Venedig

Nach einer Priesterausbildung empfing Vivaldi 1703 die Priesterweihe. Gleichzeitig fing er an, in einem Mädchenkonservatorium, eben in la Pietà, zu unterrichten – als Geigenlehrer, als Chorleiter und als Hauskomponist, und hier blieb er mit der Ausnahme von wenigen Jahren bis 1740 tätig. Ein Jahr später starb er in Wien, in einem heute nicht mehr existierenden Haus am Karlsplatz und wurde im Spitaller Gottesacker begraben.

Tafel in Wien, am Sacherhotel

Tafel in Wien, am heutigen Sacherhotel

PIETA KIRCHE UND HOSPIZ

Wir betreten als erstes die Pietà Kirche, die vom Architekten Giorgio Massari zwischen 1745 und 1760, also nach dem Tod von Vivaldi, mit einem ovalen Grundriß und einer Eingangshalle errichtet wurde; die Kirche diente als Gotteshaus und als Konzertsaal.

Antonio Vivaldi und das alte Oratorium der Waisenmädchen in Venedig

Antonio Vivaldi und das alte Oratorium der Waisenmädchen in Venedig

Dann geht man durch schmale Passagen in das alte ehemalige Hospiz hinein.

vom linken Chorempor

von der linken Chorempore

Die Gründung des Hospizes Pietà geht auf das Jahr 1335 auf einen Franziskaner Fra Pietruccio aus Assisi zurück. Ein Jahr später wurde es in einem Testament erwähnt. 10 Jahre später kam noch die staatliche Anerkennung, es wurde dem Jus Patronatus des Dogen unterstellt und in der Zwischenzeit hatte das Hospiz viele Häuser in der Nähe angemietet. Im Laufe der Jahrhunderte vergrößerte sich das Grundstück bis zu den Renovierungsarbeiten im 18. Jahrhundert.

Durch diese versteckten Gänge erreichen wir die linke Chorempore mit der Orgel, wo die virtuosen und vielleicht karrieresüchtigen Waisenmädchen ‚le Figlie del Choro‘ gesungen haben. Granatäpfel sind im Eisen geschmieden, eine rote Blume steckten sie auch in ihre Haare. Ihr Alter war weiträngig: 11 bis 70 Jahre alt, die Hälfte sang oder spielte in diesem Empor.

Die virtuosen Waisenmädchen

Die virtuosen Waisenmädchen

 

vom linken Chorempor

von der linken Chorempore

Man wird von den ausgestellten Gegenständen heute noch gefühlsmäßig betroffen, das Buch, wo die ausgesetzten Kinder mit ihren Merkmalen beschrieben werden (Libro della Scafetta), die wöchentliche Speisekarte für die Putte (Dispensa Cibaria), die Gegenstände, die die Eltern mit den Kindern hinterließen. Man spürt einerseits das trostlose Leben dieser Kinder, aber auch die Hoffnung, die ihnen die musikalische Erziehung gab.

 

David und der Engel, Giambattista Tiepolo

David und der Engel, Giambattista Tiepolo

 

David und der Engel, Giambattista Tiepolo

David und der Engel, Giambattista Tiepolo

Dann geht es weiter zum Bereich über der Eingangshalle, von wo aus man die Freskenmalerei von Giambattista Tiepolo an der Decke bestens bewundern kann, Die Glorie der Unbefleckten Empfängnis Mariä (daher der Granatapfel Symbol der Maria). In der Ferne durch das geschmiedene Eisen blickt man auf die Freskenmalerei David und der Engel.

Die Glorie der Unbefleckten Empfängnis Mariä, Giambattista Tiepolo

Die Glorie der Unbefleckten Empfängnis Mariä, Giambattista Tiepolo

 

Detail, Die Glorie der Unbefleckten Empfängnis Mariä, Giambattista Tiepolo

Detail, Die Glorie der Unbefleckten Empfängnis Mariä, Giambattista Tiepolo

Dort sind zwei dutzend barocke Musikinstrumente – darunter auch eine Geige von Guarnieri und eine Violoncello von Goffriller – ausgestellt.

Diese Konzerte brachten beträchtliche Summen ein und waren verbreitet in Venedig. Goethe erwähnte in seiner Italienischen Reisen die Kirche der Mendicanti (die Kirche war voll Zuhörer, die Musik sehr schön, und herrliche Stimmen), Theater St. Moses, St. Lukas, St. Crisostomo.

Entdecken wir zusammen dieses einzigartiges verstecktes Juwel Venedigs.

Ein musikalisches Finale … grazie I Virtuosi Italiani!

Fiona Giusto

www.venicetours.it

 

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